ss oder ß – keine Frage des Geschmacks

Vorausgeschickt: Ein weiches, also stimmhaft gesprochenes*, s schreibt man immer mit einem einfachen s. Ein hart, also stimmlos gesprochenes*, s schreibt manchmal mit einfachem s, manchmal mit doppeltem ss und manches Mal mit einem ß.

Die Frage, ob ein Wort nun mit ss oder ß geschrieben wird, scheint immer wieder im Raum zu stehen. Dieser Blogeintrag konzentriert sich auf Worte, in denen ein hartes s vorkommt.

Hinter einem kurzen Vokal steht grundsätzlich ein ss (auch am Wortende)

Das Augenmerk muss also auf den davorgestellten Vokal, auch Selbstlaut genannt, gelegt werden. So kann „eine Masse an Menschen ein Maß Bier nach Maßen genießen“. Sprechen Sie den Satz laut aus und Sie werden den Unterschied in der Aussprache bemerken: Während der Vokal in „Masse“ kurz ausgesprochen wird, wird der Selbstlaut in „Maß“ und „Maßen“ lang ausgesprochen.

Weitere Beispiele: Biss, bisschen, Fass, Fluss, Genuss, hassen, Imbiss, Kuss, nass, Pass, Russland, Schloss, Schluss, Stress, wissen etc.

Wörter, die auf -nis oder -ismus enden, werden mit einfachem s geschrieben, da der davorstehende Vokal kurz ausgesprochen wird. Beispiele: Hindernis, Erkenntnis, Nationalismus, Liberalismus etc.

Hinter langen Vokalen steht grundsätzlich ein ß

Hierzu ein paar Beispiele: bloß, Fuß, groß, Gruß, grüßen, Schoß, Spaß (je nach Region!), Straße, süß etc.

Nach einem Doppellaut (= Diphtong wie au, äu, ei, eu etc.) steht grundsätzlich ein ß, da er meist lang ausgesprochen wird

Beispiele wie außen, außer, äußern, beißen, Fleiß, heißen, scheußlich, Strauß, Schweiß etc. bestätigen dies.

Achtung! Es gibt Wortstämme, die die Länge des Vokals vor dem s-Laut verändern. Hier muss man ganz besonders auf die Aussprache achten. Als Beispiel sei hier genießen – genoss – der Genuss genannt.

 

Anmerkungen am Rande:

  1. Bei Großbuchstaben, zum Beispiel in Titeln oder Kreuzworträtseln, wurde bis Juni 2017 das ß immer zu SS. Seitdem ist laut des Rats für Rechtschreibung (mit Mitgliedern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, dem Fürstentum Liechtenstein, der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens) nun auch der Großbuchstabe „ẞ“ als Variante erlaubt ist.
  2. In der Schweiz wird im Übrigen schon seit Jahrzehnten grundsätzlich ss statt ß geschrieben.

 

* Ein stimmhaftes s klingt wie ein Summen, während ein stimmloses s wie ein Zischen klingt.

 

Ob bissig, lässig, stilvoll, fließend – alles Gute für den nächsten Text!