Warum heißt es „Frühstücksei“ und nicht „Frühstückei“?

                                                                       Deutschschüler, B1

Schadensersatz oder Schadenersatz bereitet Kopfzerbrechen? Zahle ich im Mai meine Einkommenssteuer oder meine Einkommensteuer? Der Fugenlaut „s“ ist eine sprachliche Besonderheit, die oft zur Verwirrung führt.

„s“ oder kein „s“, das ist hier die Frage

Wer bestimmt, ob das „s“ geschrieben bzw. ausgesprochen wird?

Manches Mal findet man die Antwort in der Sprachgeschichte; nämlich wenn zwei selbstständige Wörter miteinander verschmolzen wurden und das Fugen-s einen Genitiv des Vorderwortes darstellt (z. B. Gebrauchsanweisung).

Ein anderes Mal ist die einfachere Aussprache der Grund, weshalb sich ein „s“ zwischen zwei Worte drängt.

  • Dies passiert meist bei Wörtern mit den Suffixen -heit, -ion, -keit, -ling, -schaft, -sicht, -tät, -tum, -ung (z. B. Sicherheitsrat, Operationssaal, Eitelkeitsmerkmal, Frühlingserwachen, Eigenschaftswort, Ansichtssache, Realitätsverweigerung, Eigentumswohnung, Bildungskarenz, etc.).
  • Oder bei Zusammensetzungen, bei denen das erste Wort einen Infinitiv mit der Endung -en darstellt (z. B. Essensmarke, Lebensinhalt, Redensart, Sterbenswörtchen, Wissenslücke etc.)

Eine eindeutige Regel zu definieren ist nicht möglich und hat schon zu viel Diskussionsstoff geführt. Der deutsche Schriftsteller Jean Paul war beispielsweise Anfang des 19. Jahrhunderts aus Schönheitsgründen für die Abschaffung des Fugenlautes. Er ließ später alle Fugenzeichen aus seinen Werken streichen. Sehr zum Ärger der Brüder Grimm, die das Fugen-s als wichtigen Bestandteil der deutschen Sprache sahen.

Wir hören daher heute meist auf unser Sprachgefühl (oder Bauchgefühl). Es sagt uns, dass wir Gusta auf ein Frühstücksei (und kein Frühstückei) haben.

…und wenn es aber fehlt?

Verwundert sind wir eher, wenn das „s“ wegfällt, als wenn es vorhanden ist. Das kann an regionalen Unterschieden liegen. Oder am Amtsdeutsch, das gern das Fugenzeichen einspart. Der Volksmund lässt sich den Fugenlaut nicht so gern nehmen.

So kennen wir Einkommenssteuer und Einkommensteuer, Schadensersatz und Schadenersatz, Bahnhofsstraße und Bahnhofstraße, verfassungsgebend und verfassunggebend etc.

 

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