Lassen Sie Ihre Hände und Ihr Gesicht sprechen!
In meiner Schulzeit bemängelte der Klassenvorstand am Elternsprechtag, meine Mimik wäre zu ausdrucksstark; gemeint hat er damit, dass sich das, was ich denke, zu sehr von meinem Gesicht ablesen lässt.
In meiner Tätigkeit als Sprachtrainerin bin ich es heute gewohnt, Hände und entsprechenden Gesichtsausdruck einzusetzen, um Wörter oder Ausdrücke zu erklären.
Mimik und Gestik
Es heißt, Augen wären der Spiegel der Seele. Die Wichtigkeit von Gesichtsmimiken ist allerdings nicht zu unterschätzen. Sie senden bewusst oder unbewusst Botschaften.
Je nach Kultur werden Gesichtsmimiken unterschiedlich interpretiert. In einer Vorlesung an der Universität hieß es, das Lächeln wäre die einzige Gebärde, die – und selbst das ist nicht sicher – vom Gegenüber „richtig interpretiert“ wird.
Aber wie ist das mit der Gestik, der Bewegung der Hände, Arme, vielleicht sogar Beine?
7-38-55-Regel nach Mehrabian
Ende der 60er bestimmte der Psychologe Mehrabian das relative Wirkungsverhältnis zwischen Wort, Stimme und Mimik. Nach der Untersuchung nonverbaler Elemente in der menschlichen Kommunikation meinte er, 7 % mache der Inhalt und 38 % die Stimme bzw. der Tonfall aus. Den größten Teil betrage jedoch die Körperhaltung.
Die Formel kann nur als Richtwert gesehen werden, denn Mehrabian untersuchte Gespräche, in denen Emotionen sprachlich ausgedrückt wurden, die nicht im Einklang mit Stimme und Körpersprache waren. Er folgerte daraus, in welchem Maße sich dies auf die Glaubwürdigkeit des Inhaltes auswirkte.
Daraus kann dennoch geschlossen werden, dass unsere Gestik und Mimik einen wichtigen Beitrag zur gelungenen Kommunikation leistet.
Eine gesunde Kombination…
Mehr Gesten werden mit Pepp und Euphorismus in Verbindung gebracht. Sie geben dem Sprechenden Vielschichtigkeit und ermöglichen eine längere Aufmerksamkeit der Zuhörenden. Wenig Gesten und unveränderter Gesichtsausdruck können als pessimistisch oder passiv interpretiert werden.
Stellen Sie sich einen Film vor. Wenn Sie keine Handbewegung verwenden, werden sich Ihre Zuhörenden auf Ihre Gesichtsmimiken konzentrieren. Verwenden Sie Gestiken, die Ihr Sprechen unterstreichen, wird das „Gesamtpaket“ von den Betrachtenden wahrgenommen. Die Kombination macht Ihre Botschaft interessant.
…stärkt die Glaubwürdigkeit
Gesten und Mimiken können entlarven. Passen sie nicht zum Gesagten, schafft dies Verwirrung und kann als Inkompetenz oder Intoleranz interpretiert werden. Unterstreichen die Gesten und Gesichtsausdrücke den sprachlichen Inhalt, wird Glaubwürdigkeit vermittelt und der Gestikulierende als vertrauenswürdig eingestuft.
Fazit
Handbewegungen und Gesichtsmimiken sind wichtige Werkzeuge für gelungene Kommunikation. Sie helfen sowohl der Mutter, die ihrem Kind beim gemeinsamen Backen durch Handbewegungen und ermutigendes Zunicken zeigt, wie eine Packung Mehl vorsichtig geöffnet werden sollte, ohne dass die Küche danach vom weißen Pulver übersät ist; als auch dem Teamleiter, der mit zufriedenem Lächeln den steigenden Gewinn in den ersten sechs Monaten des Kalenderjahres mit einer flach gehaltenen Hand von links unten nach rechts oben gleiten lässt.
Übrigens war mein Klassenvorstand schockiert als er merkte, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Denn nun wusste er, woher ich meine ausgeprägte Gesichtsmimik hatte.
Und was sagt Ihre Körpersprache?